Sonderfahrt am 15. März 2019

Amt Gartz (Oder)

Das Amt Gartz (Oder) organisierte am 15. März 2019 eine Sonderfahrt von Berlin nach Stettin und Pölitz und zurück.  Der Anlass war das 175-jährige Jubiläum der am 15. November 1843 eröffneten Berlin-Stettiner Eisenbahn, das nun mit einer einer tadellos gepflegten, historischen Schnellzuglok und 11 Reisewagen gefeiert werden konnte.

 

Frau Bianka Sliwik berichtete für die Gartzer Zeitung: Husch, husch, husch die Eisenbahn… wer will mit zur Oma fahren. Den meisten Lesern wird dieses Kinderlied noch bekannt sein. Und im März 2019 war dann auch wieder einmal eine richtige Dampflok zwischen Berlin und Stettin unterwegs.

 

Am Freitag, dem 15. März 2019, wurde vom Amt Gartz (Oder) und der Gemeinde Kolbitzow zu einer Sonderfahrt anlässlich „175 Jahre Berlin – Stettiner Eisenbahn“ eingeladen. Das Projekt wurde mit Fördermitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt. Gezogen wurde der Sonderzug von der Schnellzuglok 03 2155-4. Sie wurde 1934 von der Lokomotivenbaufabrik Borsig in Berlin gebaut und für besonders weite Personenzugstrecken eingesetzt. Das Treibrad dieser Lok hat einen Durchmesser von 2,00 m und die Lok kann eine Geschwindigkeit von 130 km/h erreichen.

Die Fahrt war in vier verschiedene Abschnitte mit verschiedenen Zugnummern aufgeteilt. Der erste Teilabschnitt Berlin – Angermünde hatte die Zugnummer 310. Diese sollte an die Einführung der Schnellzüge zwischen Berlin-Lichtenberg und Stettin 1973 erinnern. Der zweite Abschnitt war Angermünde – Stettin. Die Zugnummer 328 war dem „Mare Balticum“ gewidmet. Hier konnten Reisende von 1996 – 2000, ohne umzusteigen, von Berlin über Tantow nach Danzig fahren. Auf der Rückfahrt zwischen Stettin und Angermünde lautete die Zugnummer 160. Hier wurde an das „goldene Zeitalter“, den zwischen 1907 und 1945 zahlreich verkehrenden Eilzügen zwischen Stettin und Berlin gedacht.

 

Auf dem letzten Teilstück zwischen Angermünde und Berlin sollte die Zugnummer 175 lauten. In Gedenken an das 175. Jubiläum, der Strecke Stettiner Bahn, nach der Eröffnung am 15. August 1843. Aber diese Fahrt war genauso verspätet, wie der rechtzeitige Ausbau. Aufgrund eines Reglerschadens verspätete sich die Abfahrt von 15 Uhr auf 19:30 Uhr. Entgegen allen Spekulationen, die auf verschieden Seiten im Internet zu lesen waren, war einfach nur ein Dampfregler abgebrochen. Der Schaden konnte wegen dem heißen, unter Druck stehenden Dampfkessel nicht vor Ort behoben werden und so kam eine Ludmilla (russische Diesellok) und zog die Dampflok und ihre 11 Wagen nach Berlin. Die sich noch im Zug befindlichen Reisenden hatten die Möglichkeit kostenlos von Tantow oder Angermünde mit der Regionalbahn zurückzureisen oder im Zug zu verbleiben. Die Reisenden sahen die Sache entspannt und es tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

 

Die historische Dampflokfahrt wollten sich viele Kindergärten, Schulen, Seniorengruppen und alte Bahnmitarbeiter aus der Region und von weither nicht entgehen lassen. Sogar einige Reichsbahner aus den ehemaligen Reichsbahndirektionen oder der Angermünder Heizer vom 160. Streckenjubiläum 1993 fuhren mit. Dadurch ergaben sich viele interessante Gespräche.

 

Schon in Angermünde standen die kleinen Zwerge einer Angermünder Kita auf dem Bahnsteig und beobachteten mit großen Augen, wie die Dampflok, die von der Angermünder Feuerwehr an der Ladestraße mit Wasser versorgt wurde, angeschnauft kam und an den historischen Wagenpark ankoppelte. Die Lok sah wirklich aus wie aus dem Märchenbuch. Schön schwarzrot glänzend, ein schwarzer Lokführer und Heizer winkten freundlich aus dem Fenster. Es qualmte mächtig aus dem Schornstein und die Lok pfiff.

 

Die Sonderfahrt begann bereits in Berlin – Lichtenberg mit Halten in Eberswalde, Angermünde, Tantow, Stettin und Pölitz. Schon beim Einstieg in die alten Wagen fühlte man sich in seine Jugend zurückversetzt. Türen, die sich nur schwer öffnen ließen, die 1. Klasse Abteile mit Schiebetüren, in der zweiten Klasse Sitze mit gepolsterten Bezügen. Die Wagen mit Sprelacartwänden und Kunstledersitzen waren zum Glück nicht dabei. Dafür ein Bistro- und ein Speisewagen mit Bockwürsten, Kartoffelsalat und Soljanka.

 

Es ging gemütlich durch den Barnim, die Uckermark und Vorpommern. Die Reisenden kannten sich oder lernten sich kennen. Ich hatte das Gefühl es hatten alle viel Spaß an der Fahrt. Auf den Bahnhöfen und an der Strecke standen in Deutschland und Polen sehr viele Schaulustige, die den vorbeifahrenden Zug bestaunten und fotografierten.

 

Die Fahrt wurde mit Hilfe des Lausitzer Dampflok Club e. V. aus Cottbus durchgeführt. Dieser Verein setzt sich maßgeblich für den Erhalt von Dampfloks und alten Reisezugwagen ein. Auf der Internetseite www.lausitzerdampflokclub.de können sie sich über die Arbeit und die nächsten Fahrangeboten des Vereines informieren.

 

Der Gartzer Amtsdirektor, Herr Frank Gotzmann, bedankte sich bei den Vereinsmitgliedern, den Feuerwehren aus Angermünde und Tantow und den freiwilligen Helfern die zum guten Gelingen der Fahrt beigetragen haben. Es hat Spaß gemacht, mit euch gemeinsam diese Fahrt durchzuführen.

 

Dieses Projekt wurde durch die Europäische Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt (Fonds für kleine Projekte Interreg V A Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg / Polen in der Euroregion Pomerania)“ unterstützt. Dafür bedanken wir uns recht herzlich.

 

Stand: 26.05.2019

 

Bild zur Meldung: Kacper Marciszewski (15 Jahre, 3. Preis)