Aus für den Ausbau der Bahn?

Amt Gartz (Oder), den 06.05.2016

Der notwendige Ausbau der Eisenbahnstrecke Berlin-Stettin (Szczecin, Polen) wurde nicht als vorrangige Maßnahme im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 vorgesehen. Damit schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass der Ausbau in den nächsten Jahren beginnt.

 

Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans für die Jahre bis 2030 heißt es lapidar: Die Bahnstrecke Berlin - Stettin ist zwischen Passow und der Grenze bei Tantow lediglich eingleisig und nicht elektrifiziert. Des Weiteren beträgt die Streckenhöchstgeschwindigkeit zwischen Berlin und Tantow derzeit lediglich 120 km/h. Zur Attraktivitätssteigerung der Strecke und zur Schaffung fernverkehrstauglicher Fahrzeiten ist neben dem zweigleisigen Ausbau samt Elektrifizierung zwischen Passow und Tantow die durchgängige Beschleunigung auf Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h vorgesehen. Der Streckenausbau wurde nur im "potentiellen Bedarf" gelistet.

 

Amtsdirektor Frank Gotzmann ist unzufrieden – sowohl mit der Einstufung  als auch mit der Projektbeschreibung im neuen Bundesverkehrswegeplan: "Damit können und werden wir uns nicht zufrieden geben. Es geht nicht um eine bloße Attraktivitätssteigerung. Die Kriegsschäden müssen nach 71 Jahren endlich behoben werden." Derzeit verkehrten die Züge über einen längeren Abschnitt bei Passow auch nicht mit 120 km/h, sondern nur 50 km/h.

 

Der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke Berlin – Stettin steht schon lange auf der Dringlichkeitsliste der Region. Durch die Wieder-Ertüchtigung der Strecke erhofft sich die Metropolregion Stettin auch einen Wiederanschluss an das deutsche Fernbahnnetz, etwa durch Verlängerung von IC-Zügen zur Ostseeküste, Danzig und Königsberg. Wichtig sind die Schaffung einer zweigleisigen Strecke und die Elektrifizierung vor allem, um einen schnellen und zeitgemäßen Verkehr zwischen den beiden Großstädten Stettin, Berlin und dem Flughafen BER zu schaffen.

 

Der Ausbau der Bahnstrecke zieht sich seit Jahren hin. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet geht es um ein 40 Kilometer langes Teilstück zwischen Passow und Stettin, das nur eingleisig und nicht elektrifiziert befahrbar ist. Optimistisch verkündete der damalige Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe bereits zum 160. Jahrestag der Stettiner Bahn am 18. September 2003 in Berlin, dass die gesamte Strecke auf 160 km/h ausgebaut wird. Die ministerielle Arbeitsgruppe verhandelte dann aber über acht Jahre bis 2011. Nach weiteren Verzögerungen wurde das Abkommen am 20. Dezember 2012 unterzeichnet. "Das Ergebnis der jahrelangen Verhandlungen war enttäuschend", so Amtsdirektor Frank Gotzmann. Das 1873 errichtete und 1945 abgebaute zweite Gleis sollte von vornherein nicht mitverlegt werden. Die Umsetzung der eingleisigen Elektrifizierung zum Jahre 2020 bezeichnete das Leitmedium in Polen, die Gazeta Wyborcza, dann auch als Farce. "Politik muss für die Menschen nachvollziehbar und verlässlich sein. Wir müssen gegenüber unseren polnischen Partnern unsere Zusagen unbedingt einhalten", so der Gartzer Amtsdirektor.

 

Er verweist darauf, dass während des sechswöchigen Beteiligungsverfahrens bis zum 2. Mai 2016 alle Interessierten die Möglichkeit haben, sich zum Bundesverkehrswegeplan zu äußern und Stellungnahmen abzugeben.

 

 

Stand: 06.05.2016

29.03.2016, 24.03.2016

 

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