Beräumung von Oderschrott

Amt Gartz (Oder), den 06.11.2015

Das "Oderschrott-Gelände" in Friedrichsthal bewegt die Gemüter. Die Beräumung ist richtig, unterstreicht Amtsdirektor Frank Gotzmann, "auch wenn ein fader Beigeschmack haften bleibt. Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine Lösung für das Gelände gefunden haben."

 

 

Henning Kraudzin trug die Vorgänge um eins der bekanntesten Abfalllager in der Märkischen Oderzeitung am 4. November 2015 kurz und knapp zusammen, die hier auszugsweise dargestellt werden: Die Betreiber der Deponie in Friedrichsthal (Uckermark) hatten Millionen mit der Einlagerung von Reifen, Asbest, Bitumen, Asche und Bauschutt verdient. Doch nach dem Ende der Oderschrott GmbH, die jahrelang im Visier der Behörden stand und letztlich in Insolvenz ging, fühlte sich niemand für den illegalen Müllplatz verantwortlich.

 

Jetzt wird das auf dem Gelände einer ehemaligen Jungviehanlage gelegene Abfalllager geräumt - mit Geld vom Land. Vorausgegangen war ein zäher Rechtsstreit zwischen Umweltbehörden und den Betreibern der ehemaligen Recyclingfirma, die mehrfach wechselten. Doch haftbar konnte die Justiz letztlich niemand machen. Ebenso rangen Land und Landkreis vor dem Gericht darum, wer künftig die Zuständigkeit für die Müllkippe übernimmt. In der Zwischenzeit wuchsen die Müllberge immer weiter.

 

Über Jahre war der Name Friedrichsthal deshalb mit einem der größten Müllskandale des Landes Brandenburg verbunden. Dazu erklärte das Ministerium am 3. November 2015: Friedrichsthal steht für ein Kapitel der deutschen Wiedervereinigung. Die neuen Bundesländer, damals auch mit der Bewältigung der zahlreichen Umweltsünden aus DDR-Zeiten befasst, wurden zum Betätigungsfeld von Müllbeseitigungsunternehmen, die mit krimineller Energie unterwegs waren. So boten die Betreiber des Standorts Friedrichsthal ihre Dienste an, um vor allem Abfälle militärischen Ursprungs sachgerecht zu entsorgen. Umgesetzt wurde das nur bedingt, wie das Landeskriminalamt später bei einer Durchsuchung feststellte.

 

Ab 1991 entwickelte sich die Mülldeponie in Friedrichsthal zu einem der schwersten Fälle von Umweltkriminalität. 1998 wurde Strafanzeige wegen ungenehmigten Anlagenbetriebs gestellt. Die Betreiber verließen im April 1999 das Gelände, ohne ihren Sicherungs- und Beräumungspflichten nachzukommen. So wurde Friedrichsthal zu einem der Mülllager im Land, bei denen es trotz aufwändiger Recherchen und Gerichtsverfahren nicht gelungen ist, den früheren Eigentümer haftbar zu machen.

 

Nunmehr haben sich das Land Brandenburg, der Landkreis Uckermark und die amtsangehörigeGemeinde Hohenselchow-Groß Pinnow verständigt, um gemeinsam die Altlasten auf dem Gelände der ehemaligen Jungviehanlage zu beräumen. Nach den jüngsten Erhebungen liegen in Friedrichsthal immer noch 53.850 Kubikmeter Altlasten, vor allem Reifen, Bauschutt und Hausmüll.

 

Derzeit wird von Kosten in Höhe von rund 2 Millionen Euro ausgegangen. Minister Jörg Vogelsänger kündigte am 21. Juli 2015 in Potsdam an, die notwendigen Finanzmittel für eine abschließende Beräumung zur Verfügung zu stellen. Dies wurde vor Ort mit großer Erleichterung aufgenommen.

 

Für den ehrenamtlichen Bürgermeister von Hohenselchow-Groß Pinnow hat sich sein jahrelanges Engagement in diesem Altfall ausgezahlt. Er erklärte in Potsdam: „Heute ist ein guter Tag für meine Gemeinde. Das Ende einer scheinbar unendlichen Geschichte ist nach all den Jahren endlich in Sicht."

 

Stand: 05.11.2015

 

 

Bild zur Meldung: Amt Gartz (Oder)