Taktverkehre, nur nicht im Nordosten

Amt Gartz (Oder), den 21.10.2015

In Deutschland sollen Fernzüge nach einem festen Takt-Fahrplan fahren. Eine aktuelle Studie belegt, dass ein deutschlandweiter Takt im Fernverkehr betrieblich machbar und sinnvoll ist. Profitieren würden vor allem die Großstädte. Es gibt nur einen Verlierer: den Nordosten Deutschlands.

 

Die Machbarkeitsstudie zur Prüfung eines Deutschland-Takts im Jahr 2030 des Instituts für Verkehrswesen der Technischen Universität Braunschweig wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Ende August 2015 veröffentlicht. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde ein Konzept erarbeitet, dass die Züge nach einem festen Takt alle 60 bzw. 30 Minuten die Großstädte und Regionen in Deutschland verbinden. Die Studie zeigt, dass durch diesen Taktfahrplan erhebliche Fahrzeitgewinne und deutliche Nachfragezuwächse realisiert werden können. An wichtigen Knotenpunkten warten die Züge aufeinander, wofür im Fahrplan ausreichend Pufferzeiten eingebaut sind. Lange Wartezeiten beim Umsteigen entfallen. Viele Reisende erreichen schneller ihr Ziel. Kein Wunder, dass Bahnnutzer dieses Schweizer Modell gern auf Deutschland vor 2030 übertragen würden.
 
Amtsdirektor Frank Gotzmann ist indes über die Ergebnisse für den Nordosten Deutschlands verwundert. In der Studie wurden richtigerweise auch die Großstädte außerhalb der Grenzen Deutschlands wie Amsterdam, Prag, Paris, Zürich, Innsbruck und Basel berücksichtigt. Allein Stettin blieb außen vor. Dabei ist das 140 km entfernte Stettin die Berlin nächstgelegene Großstadt. Auf den für 2020 angekündigten Ausbau der Strecke Berlin-Stettin nach dem Abkommen vom 20. Dezember 2012 wurde erst gar nicht Bezug genommen. Die bislang in den Plänen verankerten täglichen 8 IC-Zugpaare nach Stettin wurden ohne sachlichen Grund gestrichen. Damit sollen in Angermünde, Eberswalde und Bernau auch mittel- und langfristig nur maximal 8 IC-Züge alle zwei Stunden verkehren - entgegen den  bisherigen Planungen von stündlich verkehrenden 16 IC-Zugpaaren.

 

Dass das kurz hinter der deutschen Grenze liegende Stettin mit einem Einzugsgebiet von 765.000 Einwohner bei einer Betrachtung eines Deutschlandtaktes im Fernverkehr außen vor bleibt, ist irritierend. „Es ist schon ein starkes Stück, ein Einzugsgebiet wie die Hafenstadt Stettin mit sieben Universitäten im Herzen Europas einfach außen vor zu lassen", so Amtsdirektor Frank Gotzmann.

 

Die Stettiner Bahn wurde am 16. August 1843 in Betrieb genommen. Sie verbindet die deutsche Bundeshauptstadt Berlin und die ihr nächstgelegene, heute polnische, Großstadt Stettin. Bis auf den 40 km langen Abschnitt zwischen Passow und Stettin Scheune ist die gesamte Strecke zweigleisig und elektrifiziert. Diese 40 km lange, seit 1945 bestehende Infrastrukturlücke erschwert nachhaltig die Verkehrsentwicklung auf beiden Seiten der Oder. Das Amt Gartz (Oder) fordert seit Langem einen zügigen zweigleisigen Ausbau und eine Elektrifizierung.

 

 

Stand: (03.11.2015, 21.10.2015,

16.09.2015, 12.09.2015, 27.08.2015)

 

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