Westoder führt ausreichend Wasser

Amt Gartz (Oder), den 16.09.2015

Viele Flüsse führen im Spätsommer 2015 ungewöhnlich wenig Wasser. Das gilt jedoch nicht für den Unterlauf der Oder. Im Unteren Odertal führt die Westoder, auch für den Schiffverkehr, noch ausreichend Wasser.

 

 

 

 

Der Pegel der Elbe in Dresden und Magdeburg lag im August 2015 bei nur 50 cm. Wo sonst das Wasser der Elbe floss, lagen Sonnenanbeter und flanierten Spaziergänger im Flussbett. Erste Nebenflüsse wie die Prießnitz waren ausgetrocknet. Trotz einiger Niederschläge in den vergangenen Tagen führt die Elbe in weiten Teilen Niedrigwasser.

 

Der Pegel der Weichsel (Wisła, Polen) ist auf den tiefsten Stand seit Beginn der Messungen Ende des 18. Jahrhunderts gesunken. Und auch die Nebenarme führen rekordverdächtig wenig Wasser. Die Flüsse geben derzeit Geheimnisse preis, die sie seit Jahrzehnten gehütet haben. So fanden Forscher in einem Nebenfluss der Weichsel jüngst ein sowjetisches Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg.

 

Extrem niedrige Pegelstände weist die Oder im Unteren Oderal nicht auf. Der Pegel in Gartz (Oder) zeigte am 31. August 2015 einen Wasserstand von 5,05 m an. "Mit dem bloßen Auge ist für Außenstehende der niedrige Pegel der Oder noch nicht zu sehen. Angler und Anwohner sehen natürlich, dass die Wasserstände der Oder zwischen Gartz (Oder) und Mescherin niedriger als üblich sind. Von einem außergewöhnlich oder historisch niedrigen Wasserstand wie in Dresden sind wir derzeit weit entfernt“, erklärte Amtsdirektor Frank Gotzmann auf Nachfrage.

 

Durch die permanent anhaltende Wetterlage sind die Wassertiefen auf der Oder insgesamt jedoch weiter rückläufig. Auch die Zufahrten von der Oder in das Kanalnetz in Höhe der Schwedter Querfahrt sind von den niedrigen Wasserständen betroffen. Niedrig- und Hochwasser sind nicht außergewöhnlich für einen frei fließenden Flachlandfluss wie die Oder. Statistisch kommen Hoch- und Niedrigwasserlagen alle 10 bis 12 Jahre vor.  Mit einer nachhaltigen Verbesserung der Wassertiefe für die Güterschifffahrt erwartet das Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde nicht vor dem Herbst, da Starkniederschläge und Gewittergüsse vom Einzugsgebiet regelrecht aufgesaugt werden.

 

Der niedrigste bekannte Wasserstand am Pegel Gartz (Oder) von 4,30 m wurde am 26. Mai 1843 gemessen. Aber auch dieser ist von den andernorts bekannten Wasserständen von unter einem Meter weit entfernt. Der höchste bekannte Wasserstand am Pegel in Gartz (Oder) von 7,39 m wurde am 25. März 1940 registriert.

 

Das besondere im Unteren Odertal ist, dass es die Oder hier gleich zweimal gibt. Am Marienhofer Wehr bei Fluss-Kilometer 704 teilt sich die Oder in zwei Arme, in die West- und die Ostoder. Die Westoder fließt an Gartz (Oder) und Mescherin vorbei, die Ostoder an Greifenhagen (Gryfino, Polen). Erst hinter Stettin (Szcecin, Polen) im Dammschen See vereinigen sich West- und Ostoder. Das zwischen beiden Oderarmen liegende Gebiet, das Zwischenoderland, ist Teil einer europaweit einzigartigen Auenlandschaft. Die bislang unberühte Natur im deutsch-polnischen Grenzraum soll in den nächsten Jahren behutsam entwickelt werden.

 

Die Oder ist 898 km lang und nach Rhein, Donau, Inn und Elbe der fünftgrößte Fluss in Deutschland. Sie entspringt in Koslau (Kozlov, Tschechien), fließt durch Polen, ist später der Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland und mündet in der Ostsee. Der Namensforscher Jürgen Udolph vermutet als Namensherkunft das illyrische Wort Adra in der Bedeutung von „Wasserader“.

 

 

Stand: 27.08.2015 (26.08.2015)

 

Bild zur Meldung: privat