Beräumung von „Oderschrott“

Amt Gartz (Oder), den 16.09.2015

Für eins der ältesten Abfalllager der Nachwendezeit zeichnet sich ein Ende ab: Über Jahre war der Name von Friedrichsthal mit einem der größten Müllskandale im Land Brandenburg verbunden. Nachdem die amtsangehörige Gemeinde Hohenselchow-Groß Pinnow die Flächen übernommen hat, kündigte Minister Jörg Vogelsänger im Beisein von Amtsdirektor Frank Gotzmann und Bürgermeister Norbert Dittmann am 21. Juli 2015 in Potsdam an, das nötige Geld für eine abschließende Beräumung zur Verfügung zu stellen.


Minister Jörg Vogelsänger: „Nach jahrelangen Auseinandersetzungen geht es jetzt voran, weil das Land, der Landkreis, die Gemeinde einen Weg gefunden haben, um gemeinsam einen Schlussstrich unter den vielleicht prominentesten Fall eines illegalen Abfalllagers der Nachwendezeit zu ziehen. Ganz klar, alle Beteiligten sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Zum einen bleibt ein schaler Nachgeschmack, weil sich die Verursacher durch eine gerichtlich festgestellte Insolvenz der Verantwortung zur Beräumung entzogen haben. Zum anderen standen wir vor der Abwägung, weiter diesen Schandfleck in der Landschaft zu lassen und einfach abzuwarten oder ob es nicht besser ist, die Menschen in der Region von dieser Hinterlassenschaft zu befreien und eine Umweltaltlast für die umweltfreundliche Energieerzeugung zu gewinnen.“


Amtsdirektor Frank Gotzmann: „Wir sind froh und dankbar, denn unsere Gemeinde ist mit der Übernahme der Flächen erheblich in Vorleistung gegangen. Dies war auch die Voraussetzung, dass Minister Jörg Vogelsänger jetzt die lang ersehnte Entscheidung treffen konnte, die Mittel für die abschließende Beräumung freizugeben.“


Für den ehrenamtlichen Bürgermeister von Hohenselchow-Groß Pinnow hat sich sein jahrelanges Engagement in diesem Altfall ausgezahlt. Er erklärte in Potsdam: „Heute ist ein guter Tag für meine Gemeinde. Das Ende einer scheinbar unendlichen Geschichte ist nach all den Jahren endlich in Sicht.“ Es war für die amtsangehörige Gemeinde Hohenselchow-Groß Pinnow weitsichtig und richtig, gemeinsam mit dem Land Brandenburg und dem Landkreis Uckermark Verantwortung zu übernehmen.


Das „Oderschrott-Gelände“ in Friedrichsthal ist eines der Mülllager im Land, bei denen es trotz aufwändiger Recherchen und Gerichtsverfahren nicht gelungen ist, den früheren Eigentümer haftbar zu machen. All diese Fälle gehen auf die Nachwendezeit zurück, als die Umweltverwaltungen in den Kreisen und beim Land noch im Aufbau waren und auch viele Verantwortliche in den Gemeinden die Rechtslage nicht überschauen konnten. Auf dem Standort war der Betrieb einer Altreifen-, Bauschutt- und Altholzrecyclinganlage sowie einer Altfahrzeugverwertung genehmigt.
 

Bemühungen der Abfallbehörden, an Verantwortliche heranzukommen, scheitern meist – wie in diesem Fall – weil Insolvenzen angemeldet wurden und keine weiteren Rechtsmittel greifen. Aktuell wird von einem Aufwand von 2 bis 3 Millionen Euro für die Sanierung der verbliebenen Altlasten in Friedrichsthal ausgegangen.
 

Das Altlastenlager befindet sich auf dem weitläufigen Areal einer 1991 geschlossenen Jungviehanlage in einer der schönsten Teile der Uckermark, 700 Meter westlich der Bundesstraße 2 zwischen Schwedt/Oder und Gartz (Oder). Hier liegt die Anlage inmitten eines Waldgebiets. Nicht weit entfernt beginnt der Nationalpark Unteres Odertal, der einzige Auennationalpark Deutschlands und der einzige Nationalpark Brandenburgs.

 

 

Stand: 16.09.2015 (01.08.2015, 23.07.2015, 21.07.2015)

 

Bild zur Meldung: © Dagmar Schott, MLUL