Stettiner Bahn: Ausbau nicht in Sicht

Amt Gartz (Oder), den 10.08.2015

 Die Eisenbahnstrecke Berlin–Stettin sollte bis 2020 ausgebaut werden. Der vorgesehene Umsetzungstermin in 2020 läßt sich kaum noch halten. Um Kosten zu sparen, soll nun auch nur eine Sparvariante realisiert werden, so der Tagesspiegel.


Der Tagesspiegel berichtete am 02. Juni 2015, dass bislang sechs Ausbauvarianten untersucht wurden. Am 10. Juni 2015 soll es bei einem abschließenden Gespräch endlich zu einer Entscheidung kommen. Um Kosten zu sparen, wird wohl nur eine Sparvariante realisiert.

 

Vor Ort reagiert man genervt. Amtsdirektor Frank Gotzmann kritisiert den fehlenden politischen Willen für einen zügigen, zweigleisigen Ausbau. Gerade angesichts der Probleme auf der Cottbuser Bahn nach dem eingleisigen Ausbau ist es kaum nachvollziehbar, dass dieser Fehler wiederholt werden soll. Er fordert einen zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung in 2019. Dann wird die PCK Raffinerie GmbH turnusmäßig gewartet und vom Netz genommen. Dies sei das bevorzugte Zeitfenster für den notwendigen Ausbau. Amtsdirektor Frank Gotzmann erinnert: Nur durch diesen Ausbau lässt sich auch der ländliche Raum zwischen Berlin und Stettin dauerhaft stabilisieren.

 

Der Tagesspiegel berichtete bereits am 11. Mai 2015 über die Verzögerungen beim sich derzeit nicht abzeichnenden Ausbau der Stettiner Bahn. In dem Artikel hieß es unter anderem: Es hakt und hakt und hakt. Berlin und Stettin liegen nur knapp 140 Kilometer auseinander. Auf der Schiene kommen sich beide Städte aber nicht näher. Seit Dezember 2012 gibt es zwar ein Abkommen zwischen Deutschland und Polen über die Zusammenarbeit im Eisenbahnverkehr, ratifiziert werden soll es jetzt aber frühestens 2016.

 

Den Realisierungshorizont 2020 kritisierte die Gazeta Wyborcza bereits nach der Vertragsunterzeichnung am 20. Dezember 2012 als Farce. Die deutsche Seite sei an einer schnellen Anbindung Stettins offensichtlich nicht interessiert, so die Gazeta Wyborcza. Statt mit 160 km/h fahren die Züge mit 50 km/h durch die Uckermark.


Hintergrund:

Die Stettiner Bahn wurde am 16. August 1843 in Betrieb genommen. Sie verbindet die deutsche Bundeshauptstadt Berlin und die ihr nächstgelegene, heute polnische, Großstadt Stettin. Bis auf den 40 km langen Abschnitt zwischen Passow und Stettin ist die gesamte Strecke zweigleisig und elektrifiziert. Diese 40 km lange, seit 1945 bestehende Infrastrukturlücke erschwert nachhaltig die Verkehrsentwicklung auf beiden Seiten der Oder. Am 20. Dezember 2012 unterzeichneten die Verkehrsminister Peter Ramsauer und Sławomir Nowak das seit Langem angekündigte Abkommen zur Modernisierung dieser Bahnverbindung. Mit einer schnelleren Bahnverbindung wird derzeit aber nicht gerechnet, was in der Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar ist.

 

 

 Stand: 01.08.2015 (10.06.2015, 09.06.2015, 02.06.2014´) 

 

Bild zur Meldung: Stettiner Bahn: Ausbau nicht in Sicht