Unsere Dampflokfahrt

Amt Gartz (Oder), den 04.11.2013

Am 18. Oktober 2013 lockte unsere Fahrt mit der Dampflok 03 2155 viele Einwohner und Eisenbahnfans, vor allem aber Kinder an die Stettiner Bahn. Der volle Zug nach und von Stettin (Szczecin) erinnerte an eine längst vergangene Zeit als die Eisenbahn den Orten entlang der Strecke Wohlstand und Zugang nach Berlin und Stettin gewährte.

 

Das Amt Gartz (Oder) hatte zum 170. Streckenjubiläum Casekow-Tantow-Stettin einen Dampflokzug organisiert und sorgte so für einen Besucheransturm an der Strecke. Nach ersten Zählungen fuhren an diesem Tag 550 Fahrgäste mit dem historischen Zug, davon 250 polnische und 300 deutsche Unionsbürger. Weit über die Hälfte der Reisenden waren Kinder unter 12 Jahre. 

 

Tantows Bürgermeister Andreas Meincke ist zufrieden: Für Eisenbahnfans und viele Kinder war das heute schlicht weg der “Tag des Jahres”. Diese grenzüberschreitende Dampflokfahrt war ein wahres Erlebnis, über das Jung und Alt von nah und fern noch lange ins Gespräch kommen werden. Egal wo der Zug vorbeifuhr oder hielt, alle an der Strecke, vom Kraftfahrer am Bahnübergang, dem Eisenbahner im Stellwerk oder in den Zügen, den Zuschauern und Reisenden auf den Bahnhöfen hielten inne, bekamen große Augen und hatten ein Lächeln im Gesicht. Mit diesem Erlebnis zauberte unser Amtsdirektor Frank Gotzmann und sein großartiges Team "ein Lächeln in tausende Gesichter".

 

Der regionale Vertreter von Pro Bahn Andreas Schwarze freut sich über die gelungene Erlebnisfahrt zum 170. Streckenjubiläum, weist aber auch auf die aktuellen Probleme hin.

Die Eisenbahnstrecke von Berlin nach Stettin nahm am 16. August 1843 den Betrieb auf. Infolge des hohen Verkehrsaufkommens und der starken Frequentierung war sie bereits ab dem 1. August 1873 zweigleisig befahrbar - zu einer Zeit, in der weite Teile Deutschlands noch nicht eisenbahntechnisch erschlossen waren. Allein dies macht deutlich, welche überragende wirtschaftliche Bedeutung diese Strecke hatte. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Abbau des zweiten Gleises als Teil von Reparationszahlungen an die Sowjetunion setzte der Niedergang der Bahnstrecke ein. Lediglich durch den Aufbau des Petrolchemischen Kombinates in Schwedt/Oder hat die Deutsche Reichsbahn im Jahre 1974 auf der Teilstrecke von Berlin bis Passow das zweite Gleis wieder aufgebaut und im Jahre 1985 dann elektrifiziert. Die an sich zweigleisige elektrifizierte Strecke ist seitdem auf dem Streckenabschnitt von Passow bis Stettin Scheune (Szczecin Gumience) auf einer Länge von 40 km nur eingleisig und nicht elektrifiziert. Durch diese Infrastrukturlücke wird die Betriebsführung auf der gesamten 135 km langen Strecke erheblich eingeschränkt und die ganze deutsche Region um Stettin darbt. Aufgrund dieser Infrastrukturlücke konnte die Stettiner Bahn bis heute nicht ihr Potential ausschöpfen. Es verkehren täglich in jede Richtung lediglich zwei durchgehende Züge. Damit ist die Strecke auf dem Eröffnungsniveau von 1843, was durchgehende Personenzüge betrifft. Die Eisenbahnstrecke hat an das Verkehrsaufkommen bis 1945 bislang nicht einmal ansatzweise angeknüpft, obwohl in Stettin und Berlin die Bevölkerung gewachsen ist.

 

Stettins Vizestadtpräsident Krzystof Soska erklärte gegenüber dem NDR Fernsehen, dass sich die Stadt Stettin für einen schnellen Ausbau der Eisenbahnstrecke einsetzt. Amtsdirektor Frank Gotzmann sagte am 18. Oktober 2013 in Stettin: Wir wollen, dass sich die Menschen mit ihrer Heimat und den Verkehrswegen identifizieren. Ein gut ausgebautes, grenzüberschreitendes Verkehrsnetz ist die Voraussetzung für Wohlstand vor Ort und immer noch die beste Wirtschaftsförderung. Wir fordern eine schnellstmögliche Elektrifizierung, den zweigleisigen Ausbau und eine stündliche Direktverbindung von Casekow, Tantow nach Stettin und Berlin. Der Gartzer Amtsdirektor dankte allen, die sich für die Erlebnisfahrt eingebracht haben: „Die vielen strahlenden Augen waren es wert.“

 

Dieses Projekt wurde dankenswerterweise durch die Europäische Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung  (INTERREG IVA -  Fonds für kleine Projekte in der Euroregion POMERANIA) unterstützt.

 

 

Stand: 04.11.2013 (20.10.2013)

 

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